Die Vereinsvorsitzenden Christian Orlik und Günter Stay im Interview mit Bernd Klemm (wnoz) über die Entstehung der Spielgemeinschaft

Die Frauen haben den ersten Schritt gemacht, jetzt betreten die Männer den gleichen Weg – und am Ende soll vor allem die Jugend von der partnerschaftlichen Kooperation profitieren. Die Tischtennis-Vereine TTG 05 Birkenau und TTF Hemsbach starten in der neuen Verbandsrunde 2020/21 erstmals in allen Bereichen als Spielgemeinschaft (SG) Birkenau/Hemsbach in den Punktspielbetrieb.

Bislang existierte diese Verbindung über die Landesgrenzen hinweg lediglich bei den Damen-Mannschaften in der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Spielzeit 2019/20. Jetzt wird das Ganze auf sämtliche Abteilungen ausgeweitet. Zum geplanten Saisonstart im September werden neben den beiden Damen-Mannschaften noch sechs Herren- und drei Jungen-Teams unter dem Dach der Spielgemeinschaft an den Start gehen. Wir sprachen darüber mit den Hauptverantwortlichen Christian Orlik, seit sechs Jahren Vorsitzender der TTG, und Günter Stay, seit zehn Jahren TTF-Vorsitzender.

Was sind die Hauptgründe für die Bildung Ihrer Spielgemeinschaft?

Christian Orlik: Wir als TTG hatten schon seit Längerem einen langsamen, aber stetigen Schwund an aktiven Mitgliedern vorzuweisen. Diese Entwicklung ist ebenfalls im Jugendbereich zu beobachten, auch wenn wir immerhin noch eine Schüler- oder Jugendmannschaft melden konnten. Durch die Spielgemeinschaft erhoffen wir uns eine Verbesserung und auch einen Qualitätsgewinn der Trainingsarbeit gerade im Nachwuchsbereich. Außerdem können wir sowohl Schülern und Jugendlichen als auch den Aktiven in einer Spielgemeinschaft die Möglichkeit bieten, wieder in einer Klasse zu spielen, die ihrem Leistungsstand entspricht.
Günter Stay: Obwohl wir in Hemsbach sehr viel für die Trainer im Jugendbereich investiert haben, ist dabei nichts herausgekommen. In der vergangenen Saison hatten wir zwar eine Mannschaft gemeldet, mussten diese aber schon im September wieder abmelden. Damit hatten wir in Hemsbach weder eine Jugend- noch eine Schüler-Mannschaft. Seit ich Vorsitzender der TTF bin, war das noch nie der Fall, das ist eine Katastrophe und hat mich entsetzt. Schließlich ist die Jugend doch das Fundament für unsere Vereinsarbeit. Jetzt hoffen wir, mit der Spielgemeinschaft wieder eine vernünftige Basis schaffen zu können.

Wer wird für die Jugend und Schüler in der Spielgemeinschaft verantwortlich sein?

Orlik/Stay: Das übernehmen Jörg Niese von den TTF Hemsbach und Gerhard Schnabel von der TTG Birkenau.

Was erhoffen Sie sich vom Zusammenschluss als Spielgemeinschaft, wobei beide Stammvereine ja weiterhin selbstständig bleiben?

Stay: Die Hauptintention ist die Stärkung unserer Jugendarbeit. Dafür ist es aber auch wichtig, eine gute erste und zweite Herren-Mannschaft zu stellen, deren Spieler durchaus als Vorbilder für die Jugend dienen können. Auch das hätten wir alleine als TTF nicht mehr leisten können.
Orlik: Das war bei uns ähnlich. Ohne Spielgemeinschaft hätte außerdem die Gefahr bestanden, dass uns Spitzenspieler verlassen hätten. So aber bleiben alle Spieler bei ihren Vereinen und gehen den Weg in die Spielgemeinschaft mit. Und bei allen sechs Herren-Teams wird es durchweg „gemischte Mannschaften“ jeweils mit Spielern aus Birkenau und Hemsbach geben.

Das ist ein bemerkenswert gutes Zeichen. Wie läuft die neue Kooperation bisher an?

Stay: Die Resonanz ist durchweg positiv. Schon bei den Damen ist das hervorragend angenommen worden. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass das auch bei den Herren und der Jugend sehr gut funktionieren wird. Selbstverständlich müssen wir uns als Spielgemeinschaft in der Saison 2020/21 erst finden und neue Freundschaften schließen. Das muss wachsen, wir gehen Schritt für Schritt vor.
Orlik: Uns ist bewusst, dass die Gründung einer Spielgemeinschaft alleine keine Garantie für langfristigen Erfolg darstellt. Wir müssen die kommende Runde nutzen, um uns gegenseitig richtig kennenzulernen, um dann gemeinsam für die nächsten Jahre ein erfolgversprechendes Konzept für beide Vereine zu entwickeln.

Die Verbindung über Landesgrenzen hinweg hat auch Vorteile für die Trainingsarbeit.

Stay/Orlik: Das stimmt. In Hemsbach trainieren wir im Bildungszentrum, in Birkenau in der Grundschul-Sporthalle. Während der Schulferien stehen beide Sportstätten nicht zur Verfügung. Nun können wir in den Sommerferien aber jeweils im anderen Bundesland trainieren. So lange in Hessen Ferien sind, gehen wir nach Hemsbach, wenn in Baden-Württemberg die Hauptferienzeit beginnt, können wir in Birkenau trainieren.

Warum bilden ausgerechnet Hemsbach und Birkenau eine Spielgemeinschaft?

Stay: Wir haben schon über viele Jahre hinweg ein gutes Verhältnis und auch die Spieler beider Vereine kennen sich gut. Zudem begegnen sich beide Vereine absolut auf Augenhöhe.
Orlik: Das ist ein wichtiger Aspekt. Beide Vereine haben identische positive Aspekte und identische Probleme. Keiner nimmt also dem anderen etwas weg, vielmehr ergänzen sich beide und profitieren damit voneinander. 

Bericht: Bernd Klemm / Bild: Philipp Reimer

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